Der Fabulant

Laborbericht: Bevölkerungsaustausch

29. Februar 2024 - Report

Nicht erst seit der rassistisch geprägten Forderung nach „Remigration“ beschäftigen sich rechtsextreme Milieus mit dem Verschwörungsnarrativ des Bevölkerungsaustauschs, auch bekannt als „Großer Austausch“ oder „Umvolkung“. In verschiedenen Telegram-Kanälen der extremen Rechten wird diese Erzählung munter unter der Berufung auf die immer gleichen vier „Pläne“ gestreut:  den Morgenthau-Plan, den Hooton-Plan, den Kaufman-Plan und den Kalergi-Plan. Diese sind im Kontext des Zweiten Weltkrieges entstanden, werden von Verschwörungsideologinnen und -ideologen als Tatsachen dargestellt und dazu genutzt, rassistische und antisemitische Narrative zu verbreiten. Im Laborbericht werden die „Pläne“ erläutert und aktuell kursierende Mitteilungen zum Thema Bevölkerungsaustausch in deren Kontext gerückt.

Telegram hat sich als zentrale Plattform zahlreicher Akteurinnen und Akteure etabliert, die sich abseits der Einflussnahme von staatlichen Stellen und großen Social Media Plattformen austauschen. Im Rahmen des Monitorings werden regelmäßig Nachrichten von 1.700 solcher Kanäle über verschiedene Phänomenbereiche wie Esoterik, Querdenken, populistische und extreme Rechte und weitere erhoben und nach unterschiedlichen Kriterien durchsuch- und aggregierbar gemacht. Dies ermöglicht einen qualitativen und quantitativen Einblick in die unterschiedlichen Ecken des Rabbit Hole. Für die Recherche zum Thema „Bevölkerungsaustausch“ wurden 7.852 Nachrichten aus 475 Kanälen im Zeitraum von September 2023 bis Januar 2024 untersucht. Die Analysen zeigen, dass sich insbesondere die Kanäle, die dem Phänomenbereich der extremen Rechten zugeordnet werden, mit der Verschwörungserzählung zum Großen Austausch befassen. Dabei lassen sich stets ähnliche Motive in den Nachrichten erkennen. Dies sind die Rassifizierung und Ethnisierung sozialer und politischer Diskurse, im Besonderen die Schuldzuweisung von Einwanderung für verschiedene gesellschaftliche und politische Probleme, die Formulierung klarer politischer und antisemitischer Feindbilder sowie der Glaube an externe Kräfte, die Deutschland entmachten wollen.

Zudem betrachten wir im Bericht die Entwicklungen der Telegram-Mitteilungen zum Stichwort „Remigration“ vor dem Hintergrund der im Januar erschienenen Correctiv-Recherche „Geheimplan gegen Deutschland“. Es ließ sich ein Anstieg der Nachrichten zu diesem Thema und eine deutliche Agenda erkennen. So wurden die Veröffentlichungen in Zweifel gezogen, die Forderungen nach Abschiebungen migrantisch gelesener Menschen intensiviert und Werbung für eigene Inhalte und das Bekenntnis zu den Forderungen auf anderen Messenger-Diensten gemacht. Mehr dazu und ein Vergleich des rechtsextremen mit anderen verschwörungsideologischen Milieus findet ihr im Laborbericht.

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