DOWNLOAD: LABORBERICHT GERMANISCHE HEILKUNDE

Verschwörungsnarrative und der Glaube an esoterische Heilmethoden gehen seit jeher Hand in Hand. Eine besonders starke Verknüpfung stellt die Germanische Heilkunde (GHk) dar, die sich als rechtsesoterisches und pseudomedizinisches Konstrukt zwischen antisemitischen Erzählungen, Reichsideologien und völkischen Siedlungsbestrebungen wie der Anastasia-Bewegung einfügt. Die „Lehre“ der Germanische Heilkunde geht auf den deutschen Arzt und „Wunderheiler“ Dr. med. Ryke Geerd Hamer zurück und erlangte zuletzt insbesondere durch die Covid-19-Pandemie und Online-Foren Bekanntheit. Wie auch bei anderen Zweigen der Esoterik, wird bei der Germanischen Heilkunde häufig Profit aus dem Leid oder den Hoffnungen von Erkrankten geschlagen. So wurde inzwischen eine Bandbreite von Büchern und Podcasts veröffentlicht und eine eLearning-Akademie gegründet. 

Die Germanische Heilkunde basiert auf der Behauptung, dass es angeblich keine Viren gebe und jegliche Krankheiten Teil eines „biologischen Überlebensprogramms“ und ein Zeichen von ungelösten inneren Konflikten wären. Diese Konflikte müssten erkannt und gelöst werden, um die Symptome zu lindern. Eine medizinisch-evidenzbasierte Behandlung der Krankheiten wird als kontraproduktiv angesehen, da sie angeblich neue Konflikte auslösen und die Heilung verhindern würde. Geschieht dies nicht, wird davon ausgegangen, dass Konflikte nicht gelöst würden, und stattdessen die Behauptung aufgestellt, dass Betroffene in eine Art „Dauerstressphase mit Verbrauch der Lebensenergien“ gerieten und schließlich sterben würden. Es wird also eine perfide Schuldumkehr zu Lasten von Erkrankten betrieben, sollte die Germanische Heilkunde nicht erfolgreich sein. 

Die Germanische Heilkunde ist eng mit dem Glauben an antisemitische Verschwörungserzählungen verbunden. Ryke Geerd Hamer, Begründer der Lehre und selbst Antisemit, verbreitete gemeinsam mit der weiteren Anhängerschaft der Germanische Heilkunde den Mythos, dass es eine „Big-Pharma-Verschwörung“ von „Juden und Zionisten“ gebe, die darauf abziele, die nicht-jüdische Bevölkerung zu dezimieren. Es wird behauptet, dass jüdische Israelis sich ausschließlich nach den Prinzipien der Germanischen Heilkunde behandeln ließen und dies geheim hielten, da die Überlebenschance mit dieser Methode bei nahezu 100 Prozent liege. Chemotherapien seien lediglich Waffen, um nicht-jüdische Krebspatienten zu töten. 

Die Germanische Heilkunde ist also in zweierlei Hinsicht sehr gefährlich: Einerseits lockt sie mit haltlosen Versprechungen teilweise schwer Erkrankte an, spielt mit deren Hoffnungen und verhindert die evidenzbasierte Behandlung. Andererseits gründet die „Lehre“ der Germanischen Heilkunde auf zutiefst menschenfeindlichen Ideologien. Im Report zum Thema erhaltet ihr einen umfangreichen Einblick in die Vorgehensweisen der Germanischen Heilkunde, zentralen Personen sowie deren Geschäftsmodelle. Es werden die Verknüpfungen zur Reichsideologie sowie antisemitischen und anderen Verschwörungserzählungen dargestellt und ein Überblick über die mediale Rezeption der Germanischen Heilkunde und der Organisation in den sozialen Medien gegeben. 

Wir danken Giulia Silberberger und dem Goldenen Aluhut für die Recherche und Kooperation zum Thema „Germanische Heilkunde“.

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